Bauen muss nachhaltiger werden. Aber wie? Welche Lösungsansätze gibt es? Um diese Fragen ging es in der Paneldiskussion „Building the future“, zu der Interface am 25. Mai sechs Experten ins Wiener Climate Lab geladen hatte.
Bauen muss nachhaltiger werden. Aber wie? Welche Lösungsansätze gibt es? Um diese Fragen ging es in der Paneldiskussion „Building the future“, zu der Interface am 25. Mai sechs Experten ins Wiener Climate Lab geladen hatte.
Hitzesommer, Starkregen, Artensterben: Der Klimawandel mit seinen vielfältigen Auswirkungen auf Natur, Gesellschaft und Wirtschaft stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar. Wir alle stehen in der Verantwortung, den Ausstoß von Treibhausgasen deutlich zu reduzieren. Nicht zuletzt die Baubranche und ihre beteiligten Industrien müssen ihren Beitrag im Kampf gegen die Erderwärmung leisten.
Was hat die Bau- und Gebäudewirtschaft mit dem Klimawandel zu tun?
Weg vom linearen Wirtschaftssystem, in dem Produkte erzeugt, konsumiert und anschließend weggeworfen werden. Hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, in der die Bedürfnisse der Gesellschaft durch eine effiziente (Wieder-)Verwendung von Ressourcen gedeckt werden. Dieses Prinzip der Kreislaufwirtschaft (engl. „Circular Economy“) gilt es auch im Bausektor umzusetzen.
Ein Thema, mit dem sich Univ. Prof. Dipl.-Ing. Architekt Dietmar Wiegand intensiv auseinandersetzt. Er ist Leiter des Forschungsbereichs Projektentwicklung an der TU Wien und unterrichtet dort angehende Architekt:innen, Bauingenieur:innen und Raumplaner:innen. Gemeinsam mit seinen Studierenden diskutiert er die drängenden Klimafragen:
Um den CO2-Fußabdruck der Bauchbranche deutlich zu minimieren, sollten dabei folgende Lösungsansätze umgesetzt werden:
Für Wissenschaft und Forschung stehen der Klimawandel und die daraus abzuleitenden Klimamaßnahmen schon lange auf der Tagesordnung. Doch auch in der Politik hat die Klimathematik seit einigen Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen. Während es früher nur Freiwilligeninitiativen gab, existieren heute europaweit verbindliche Maßnahmen:
Um die ehrgeizigen Klimaziele der EU zu erreichen, ist es wichtig, Investitionen in nachhaltige Projekte und Aktivitäten zu lenken. Die EU-Taxonomie soll Anlegern dabei helfen, grüne Investments zu erkennen.
Wann ist eine Investition nachhaltig? EU-Taxonomie schafft Klarheit
Die EU-Taxonomie ist ein gemeinsames Klassifizierungssystem für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten. Sie ist zentraler Bestandteil des „Sustainable Finance Frameworks“, der dazu beitragen soll, Nachhaltigkeitsfaktoren auf verschiedenen Ebenen der Wirtschaft zu verankern.
Neben der EU-Taxonomie gibt es zwei weitere Regularien, die der Unternehmenstransparenz dienen:
Klimaregularien erfolgreich implementieren – zwei Beispiele aus der Praxis
CBRE GmbH – weltweit größtes Immobiliendienstleistungs- und Investment-Unternehmen auf dem gewerblichen Immobiliensektor
Dipl.-Ing. Nadja Pröwer ist Head of Building Consultancy AT & CEE bei der CBRE GmbH. Sie berichtet in der Paneldiskussion, dass sie als weltweit agierendes, börsennotiertes Unternehmen schon länger in der Pflicht stehen, einen Nachhaltigkeitsbericht abzugeben. Darüber hinaus haben sie sich freiwillig der globalen Climate Pledge-Initiative angeschlossen, mit dem Ziel, als Unternehmen bereits 2040 klimaneutral zu werden. Ein wichtiger Schritt in die klimaneutrale Richtung war unter anderem, dass sie weltweit eine ESG Service Line (Enviromental Social Governance) gegründet haben. Das bedeutet: Sie haben an jedem Standort sichergestellt, dass sich Mitarbeiter mit nichts anderem auseinandersetzen, als mit ESG-Themen.
ÖGNI – Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft
Dipl.-Ing. Dr. techn. Anna-Vera Deinhammer verstärkt die ÖGNI seit Oktober 2022 im Bereich „Internationale Beziehungen und Kommunen“. Die ÖGNI ist eine NGO und bietet Zertifizierungen für Gebäude und Quartiere an. Ihre Mitglieder decken die gesamte Wertschöpfungskette ab: Von Projektentwicklern über die Planenden, Facility Management bis zu Rückbauexperten. Wie integriert die ÖGNI die EU-Taxonomie Verordnung in ihre Beratung und in das Zertifikat? Gleich 2020/21 hat sie ihren Auditoren und Consultants das Angebot gemacht, sich zum EU-Taxonomy Advisor in der eigenen Akademie weiterbilden zu lassen. Mit dem Ziel, dass diese künftig zusätzlich zum Zertifikat einen „Taxocheck“ für bestehende Gebäude und Projekte anbieten können. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden regelmäßig in das „World Green Building Council“ getragen und unter den EU-Mitgliedsstaaten diskutiert. Zusätzlich wird aktuell ein strategischer und technischer Beirat eingerichtet, der alle Erkenntnisse bündelt und so unter anderem zur Weiterentwicklung der Zertifizierungen und Schulungen beiträgt.
Interface: Mit Transparenz und messbaren Ergebnissen zum Nachhaltigkeitspionier
Lange bevor es überhaupt gesetzliche Regularien zur Klimaneutralität gab, hatte sich Interface bereits dem Nachhaltigkeitsthema verschrieben. Mit einer klar definierten Roadmap ging es für unser Unternehmen auf die „Mission Zero“ – mit dem Ziel, bis 2020 als Unternehmen klimaneutral zu sein. Abfall vermeiden, auf erneuerbare Energien umstellen, Kreislaufwirtschaft vorbereiten – all das war und ist Teil unseres Firmen-Fahrplans. Nachdem die „Mission Zero“ erfolgreich war, lautet das nächste ehrgeizige Ziel: CO2-negativ bis 2040. Dabei setzen wir auf weiterhin auf Transparenz, messbare Ergebnisse und konsequente Umsetzung CO2-reduzierender Maßnahmen. Wie andere Unternehmen in der Baubranche einen ähnlich nachhaltigen Weg einschlagen können? Unsere Sustainability Managerin DACH Dipl.-Kffr. Ruth Prinzmeier rät: „Firmen sollten sich intensiv mit der Thematik auseinandersetzen, sich ein Nachhaltigkeitsteam aufbauen, Ziele und Meilensteine abstecken und dann einfach loslegen.“
Klimapositive Gebäude: keine Zukunftsmusik, sondern bereits Realität
CO2-negativ oder klimapositiv? Im Grunde sind es zwei ähnliche Begriffe, die besagen, dass ein Gebäude mehr CO2 aus der Atmosphäre entfernt, als es selbst ausstößt. Dipl.-Ing. Klaus Sperka, Consultant bei Drees & Sommer, stellt im Panel ein Best Practice Beispiel für ein klimapositives Gebäude vor: Das neue Headquarter „Obere Waldplätze 12“ in Stuttgart. Der Neubau wird dabei allen modernen Anforderungen für Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und Digitalisierung gerecht.
Kann die Digitalisierung dazu beitragen, die Baubranche nachhaltig zu revolutionieren? Ja, sie kann, wie man am Beispiel von Concular eindrucksvoll sieht. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als digitale Plattform für zirkuläres Bauen. Sean Nolan, Head of Growth bei Concular, erklärt das Geschäftsmodell: Mit digitalen Materialpässen, umweltschonendem Rückbau und der Vermittlung von geprüften, zirkulären Baustoffen trägt Concular dazu bei, dass Ressourcen effizient genutzt und die Emissionen der Baubranche gesenkt werden.
Fazit: Die Zeit ist reif, zu handeln
Sechs Experten aus der Baubranche mit sechs verschiedenen Wirkungsbereichen – und doch einer klaren, gemeinsamen Meinung, was die Dringlichkeit zu handeln angeht: Es wird höchste Zeit, dass alle Akteure des Bausektors ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Das Wissen über die dazu nötigen Technologien, Maßnahmen und auch Regularien haben sie.
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